Bunte Abende

Der Bayerische Rundfunk startete in den 1950er Jahren Sendereihen, die das Prinzip der Bunten Abende übernahmen und damit dem Schema früherer Volkssängerunterhaltung im Wirtshaus glichen. Sendungen wie die Weißblaue Drehorgel, das Münchner Brettl, die Weißblaue Truhe, der Bayern Express oder Münchner Faschings Lachrevue wurden teilweise bis in die 1970er Jahre ausgestrahlt.

Die Sendungen boten ein abwechslungsreiches Unterhaltungsprogramm für die ganze Familie, bestehend aus Einaktern, Sketchen und Musik. Der BR gastierte damit etwa alle zwei Monate an einem anderen Ort in Bayern - gelegentlich auch außerhalb -  und strahlte die Aufnahmen an einem der folgenden Samstage als Zentralelement des Abendprogramms aus. Die Darbietungen wurde halbszenisch aufgeführt: in München im Großen Sendesaal des BR, in anderen Städten in Kongresssälen, Kurhäusern oder Stadthalle. Lachen und Beifall des deutlich vernehmbaren Publikums gaben dem Hörer zu Hause das Gefühl, der Aufführung ganz nah zu sein.

Zunehmend wurden die Programme der Bunten Abende mit Quizelementen angereichert. In dieser Form gestaltete ab den 1960er Jahren auch das Fernsehen seine Unterhaltungssendungen.

Foto: Heinrich Stuckert

Weißblaue Truhe 1957 v.l. Elise Aulinger, Michl Lang, Alfred Pongratz, Ossi Eckmüller, Fred Rauch, Monica Faber, Maxl Graf, Max Griesser, Erni Singerl, Georg Blädel u.a

Die Weißblaue Drehorgel (Beginn 1952)

Hauptverantwortlich für die Weißblaue Drehorgel waren der Leiter der Abteilung Unterhaltung Olf Fischer (1917–1998) und der Autor und Conferencier Dr. Emil Vierlinger (1909–1984). Beide verstanden die Sendereihe als Mittlerinstanz und zeitgemäße Form, Altes und Neues zu verbinden: "Die Drehorgel hat unter ihrem weißblauen Banner die Pflege des Althergebrachten und die Förderung des neuen Schaffens aufs glücklichste vereint. Ländliche und städtische Elemente gediehen in guter Nachbarschaft und wurden so recht zum Lobgesang für unsere bayerische Heimat und ihre Volkskunst". (Netzle, Klaus (Hg): Die Weißblaue Drehorgel. München 1957. S. 35)

Fischer und Vierlinger kreierten auch mehrere "Volkssänger"-Sendungen:

1951 Münchner Volkssänger mit Einblendungen alter Funkaufnahmen aus den 1920er Jahren.

1956 Sie leben noch Hierfür wurde der Kontakt zu alten Münchner VolkssängerInnen hergestellt, die diese Initiative mit großem Enthusiasmus und tiefer Dankbarkeit aufnahmen. Jede/r Teilnehmende war mit zwei Liedern oder Szenen vertreten, meist waren es alte Repertoire-Nummern, die seinerzeit beim Publikum besonders gut anzukommen pflegten. Daneben gab es sentimentale und heitere Lieder, Jodler, humorige Soli oder Duos, auch die Ratschkathl fehlte nicht. Schier unverwüstlich schien nach wie vor der Gscheerten - Spott zu sein, der mit mehreren Exemplaren vertreten war.

1958 Lang, lang ist’s her Hier waren bis auf ganz wenige Ausnahmen die selben Personen mit dem gleichen oder nur gering modifizierten Repertoire engagiert. Vierlinger verfasste dafür ein umfangreiches Entree-Potpourrie, das mit Soli und Chor vorgetragen wurde und Erinnerungen ansprach, die alle mit einer „Lang, lang ist’s her“-Zeile beantwortet wurden.

1962 Heut geh’ ma zu de Komiker - Ein Abend bei den ältesten Münchner Volkssängern Eine Neuauflage des bekannten Konzepts mit dem gleichen Auftrittsgesang von Lang, lang ist's her. Danach ließ die geringer gewordene Hörerresonanz erkennen, dass dieser Sendetypus sich überlebt hatte.

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Programmheft der Konzertdirektion Kempff 1963

Mitwirkende der Tournee: Bally Prell, Gerd Fitz, Das Krönauer Duo, Toni und Vroni, Hilde Ott, Thomas Wendlinger und seine Funkschrammeln